St. Oswaldkirche Ehringen

Kirche Ehringen

Geschichte

 

„Urkunden und Quellen über die Erbauung der Kirche sind nicht vorhanden. Nach einer Verkaufsurkunde ist anzunehmen, dass Ehringen schon um das Jahr 1367 ein Gotteshaus besaß … Sicher ist, dass diese Kapelle auf einem anderen Platze stand als die jetzige Kirche ... Die … stammt … aus sehr früher Zeit; über ihre Entstehung ist nicht viel bekannt. Sie ist dem hlg. Oswald geweiht, dessen Verehrung durch schottische Mönche in die Alpenländer kam, wo er noch heute ein beliebter Volksheiliger ist.

Um die Mitte des 17. Jahrhunderts befand sich die Kirche in so baufälligem Zustand, dass eine gründliche Reparatur dringend notwendig erschien. Diese wurde aber immer wieder hinausgeschoben durch langwierige Differenzen wegen der Baupflicht … 1653 geschah das Unglück - der Turm stürzte ein … An einen sofortigen Wiederaufbau konnte nicht gedacht werden, durch den 30jährigen Krieg war ja die Gemeinde so klein und arm geworden … Erst … im Jahre 1700 konnte endlich an den Wiederaufbau der Kirche gegangen werden … 1732 erhielt die Kirche ihre 1. Orgel … 1765 wurde, da wegen Zunahme der Wallersteiner Protestanten der Platz nicht mehr ausreichte, eine … auf der Südseite gelegene Empore errichtet. Weil sie bald wieder zu klein … war, … wurde die Empore 1781 bis zum Chor verlängert und bekam eine eigenen Eingang durch eine Freitreppe längs der Südseite des Turms …

1801 bekam der Turm einen anderen Dachstuhl; die welsche Haube von 1700 wurde abgenommen, dafür die jetzige 8eckige Pyramide gesetzt … Immer wieder gab der Turm zu neuen Sorgen Anlass. Als sich an dem in die Sakristei führenden Bogen bedenkliche Risse zeigten, musste im Jahre 1865 der Grundbau des Turmes, welcher offenbar auf schlechtem Grund aufgeführt ist, erneuert werden. Durch eine für das Jahr 1866 beschlossene, wegen des Krieges aber erst im darauffolgenden Jahr ausgeführte gründliche Restauration der Kirche erhielt diese insofern auch im äußeren Aussehen und in ihrer Anlage eine Veränderung, als die unregelmäßig versetzten Fenster entfernt und durch neue, symmetrisch verteilt, ersetzt wurden. Im Übrigen erstreckt sich diese Restauration … auf die Erneuerung des Innenraumes und die Einrichtung wie Altar, Kanzel und Orgel …

Auch die … erfolgte Restaurierung im Jahre 1902 galt in erster Linie wieder der Erneuerung und Verschönerung des Kircheninnern und brachte dem Gotteshaus u.a. einen Kronleuchter, ein Glasgemälde im Chor, die Bilder an der Brüstung der Empore und zu den beiden Glocken eine dritte, die größte … Vom Jahre 1916 ab riss die Verbindung zwischen Kirchendach und Turm. Eindringender Regen beschädigte die östliche Kirchenwand und mehrere Quadrate der Holzdecke … Die Schäden wurden erst … im Jahre 1929 … behoben …

1961 beschloss der Kirchenvorstand einstimmig die gründliche Erneuerung der sehr feuchten Kirche … Als Richtgedanke für die Neugestaltung der Kirche kann gelten: Den stilechten gotischen Chor herauszustellen und alles, was dessen Wirkung störte oder ablenkte, zu entfernen. So mussten außer dem neugotischen Altar … auch der Taufstein und die Kanzel … beseitigt werden.“

 

Nachtrag:

1988/89 erfolgte eine weitere umfangreiche Innenrenovierung unter Mitwirkung des lokalen Bildhauers Ernst Steinacker. Eine von ihm gestaltete Engelsfigur stützt seitdem die Kanzel.

2005 wurden zuletzt Dach und Fassade des Kirchturms saniert.

 

Beschreibung der Kirche

 

„Die Kirche zu Ehringen steht in der Mitte des Dorfes, vom Friedhof umgeben, in der Richtung von Ost nach West … Der Bau ist in der einfachsten Form der Hallenkirche gehalten: ein Rechteck an dessen östlicher Schmalseite der in den Turm eingebaute Chorraum anstößt. Die Länge des Kirchenschiffes im Innern beträgt 15 m, die des Chores 5¼ m, Gesamtlänge somit 20¼ m; die Breite des Schiffes im Innern 8 m, die des Chores 3¾ m; die Höhe des Schiffes und des Chores 5,70 m. Der Turm in einer Höhe von 28 m geht in der Höhe des Dachfirstes der Kirche vom Viereck in das Achteck über und wird von einem ebensolchen Helmdach, das mit Ziegeln gedeckt ist, gekrönt …

Der Chor der Kirche unter dem Turm besitzt ein altes gotisches Gewölbe mit Schlussstein, wobei die Gewölberippen auf zwei romanische Säulen aufstoßen. (Kreuzrippengewölbe) Rippen im Osten auf Konsolsäulchen mit Knospenkapitell aufsitzend. Fenster und Chorbogen spitzbogig. Das Schiff der Kirche ist mit gerader Holzdecke in einfachen Kassetten gedeckt. Die Nordwand  ist um gut einen Meter länger als die Südwand. Spitzbogige Portale sind im Süden und Westen angebracht …

Die Kirche zeigt gar keine geschichtliche Merkwürdigkeit, wohl aber eine künstlerische. Dies ist ein Monument, dem im Jahre 1816 … verstorbenen Oettingischen Beamten Christian Heinrich von Brandis von seinen Eltern errichtet. Ein klassizistisches Denkmal. Signiert: Christian Dornacher in Kempten. In der rundbogigen Sockelnische ein nackter Knabe neben einer Urne, darüber von Schildkröten getragener Obelisk mit der Inschrift. Ursprünglich lag links neben dem Obelisken eine Glocke auf einem Buch, rechts daneben saß ein trauernder Engel, dazwischen stand eine Öllampe … Außen an der Südostecke des Schiffes ist die Inschrift sichtbar: HANS RUEFF GEBAUT MAURMEIST. 1700. Im Innern über dem Chorbogen befindet sich das Oettingische Wappen mit den Buchstaben: A.E.F.Z.O. (= Albrecht Ernst II. Fürst zu Oettingen) 1700 …

1960: … Wilhem Meyr … stiftete zum Gedächtnis seiner einzigen, mit 32 Jahren verstorbenen Tochter 2 Buntglasfenster für das Schiff der Kirche. Im Mittelpunkt der beiden Fenster steht Jesus Christus: Im Wort (linkes Fenster) und in der Tischgemeinschaft (rechts an der Kanzel). Unter der Darstellung von Ehringen soll die Gestalt der Schnitterin an die Tochter des Stifters erinnern, die das Brot in Händen hält. (Matth. 6,11) Am Abendmahlstisch darunter wartet Christus, das Brot des Lebens ... auf die Gemeinde. Im linken Bild verbindet Christus Zachäus (Luk. 19,5) und Maria in Bethanien (Luk. 10,42).“

 

Der vollständige Text von Oberlehrer Manfred Maletzke lässt sich in seinem 1988 im Steinmeier-Verlag erschienen Buch „Ehringen, wie es war und wie es ist - Eine Dorfgeschichte“ (S. 108-116, 148-150) nachlesen.

 

Ergänzungen:

 

  • Das Fenster im Chorraum symbolisiert die Feuerflammen der Pfingstgeschichte (Apostelgeschichte 2,3).
  • Über dem Taufstein, der sich vor der letzten Innenrenovierung noch unter der Kanzel befand, ist eine „Heilig-Geist-Luke“ angedeutet.
  • Die Bilder an der Empore zeigen Glaubensgestalten der Bibel: Erst Mose, der die Reihe eröffnet, und König David, dann folgen Propheten und Apostel. Jeder Gestalt ist ein passender Bibelvers zugeordnet.